Alle zwei Jahre werden mit der undotierten Israel-Jacobson-Plakette Personen gewürdigt, die sich um das Wiedererstarken des liberalen Judentums in Deutschland verdient machen. Am 10. März wurden gleich drei Mitwirkende der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom geehrt. Die Vorsitzende Eva Ehrlich, die zweite Vorsitzende Celeste Schuler und Rabbiner Tom Kučera erhielten die Auszeichnung im Anschluss an den Kabbalat Schabbat in den Räumen von Beth Shalom.
Die Relevanz dieser Ehrung hängt mit der spezifisch deutsch-jüdischen Geschichte zusammen: Vor dem Nationalsozialismus war das liberale Judentum in München die stärkste jüdische Strömung. Die Nationalsozialisten zerstörten nahezu das gesamte deutsche Judentum. Jahre nach dem Krieg schlossen sich die wenigen Juden, die zu dieser Zeit in Deutschland lebten, zu Einheitsgemeinden mit vornehmlich orthodoxem Ritus zusammen. Erst seit wenigen Jahrzehnten werden die Gemeinden des progressiven Judentums institutionell und personell wieder sichtbarer.
Daran wirken die drei Honoratioren für München maßgeblich mit.
Rabbiner Tom Kučera gehört zu den ersten drei Rabbinern, die nach dem Nationalsozialismus am 1999 gegründeten Abraham Geiger Kolleg in Potsdam ordiniert wurden. Als promovierter Biochemiker befasst er sich in regelmäßigen Publikationen damit, medizinische und naturwissenschaftliche Themen aus jüdisch-spiritueller Sicht zu beleuchten. Seit 2006 arbeitet er als Gemeinderabbiner von Beth Shalom. Zentral am progressiven Judentum seien, so Rabbiner Kučera, „gewisse Änderungen in der Tradition, die dadurch mehr mit der Modernität vereint werden kann.“
Vor zwei Jahren übernahm Eva Ehrlich, den Vorsitz von Beth Shalom. Ehrlich selbst wird für ihre langjährige ehrenamtliche Vorstandstätigkeit bei Beth Shalom geehrt. Das Thema der Gleichberechtigung von Frauen war ihr dabei immer besonders wichtig. Neben dieser Tätigkeit ist sie Mitherausgeberin der Website hagalil.com, über die sie seit knapp 30 Jahren egalitär über das Judentum informiert.
Ebenfalls für ihre langjährige Vorstandsarbeit und das damit verbundene Engagement für das liberale Judentum erhält Celeste Schuler, zweite Vorsitzende von Beth Shalom, die Israel-Jacobson-Plakette. Seit 2014 verantwortet die hauptberufliche Kulturmanagerin das Kulturprogramm der Gemeinde. Mit ihrem umfangreichen und anspruchsvollen Programm bringt sie Menschen einander näher und ein großes Stück jüdische Kultur zurück nach München. Für Beth Shalom ist Celeste Schuler zudem seit 2021 im Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München – Regensburg.
Die Laudatio von Jan Mühlstein können Sie hier lesen.
Zum Kabbalat Schabbat im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit und für die feierliche Überreichung der Israel-Jacobson-Plaketten kamen etwa 150 Gäste in unsere Gemeinde, unter ihnen namhafte Vertreterinnen und Vertreter der Münchner Politik und Verwaltung, wie auch Repräsentantinnen und Repräsentanten religiöser Institutionen.
Eine besondere Freude war es, dass wir die Präsidentin der IKG, Charlotte Knobloch, in Beth Shalom begrüßen durften. Auch das Kommen von u. a. Münchens Zweiter Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Oberstaatsanwalt Andreas Franck, dem Zentralen Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz, Landespolizeipräsident Michael Schwald und Michael Weinzierl, dem Beauftragten der Bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, insbesondere Antisemitismus zeigten die Wertschätzung unserer liberalen Gemeinde, als angesehenem Ort jüdischen Lebens in der Münchner Stadtgesellschaft. Die Israelische Generalkonsulin Carmela Shamir, der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus Dr. Ludwig Spaenle, Anton Biebl, der Kulturreferent der Landeshauptstadt München, Dr. Andreas Heusler, Leiter der Sachgebiete Zeitgeschichte und Jüdische Geschichte am Stadtarchiv München und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stadtwerke München GmbH, Prof. Dr. Florian Bieberbach gehörten ebenfalls zu den Besucher:innen, die neben zahlreichen Mitgliedern Beth Shaloms und Gästen der Woche der Brüderlinkeit Platz nahmen. Zudem erfreute uns von christlicher Seite etwa die Teilnahme von Stadtdekan Bernhard Liess und Barbara Hepp, der Leiterin der evangelischen Stadtakademie, sehr. Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München – Regensburg war vertreten durch den katholischen Vorsitzenden Dr. Andreas Renz, den evangelischen Vorsitzenden Rainer Schübel und das evangelische Vorstandsmitglied Barbara Kittelberger.
Den Kabbalat Schabbat gestalteten Rabbiner Kučera, Kantor Nikola David und Pianist Juan Carlos Gandarillas. Im Anschluss wurde ein gemeinsamer Kiddusch begangen. Mit israelischen Speisen und guten Gesprächen fand der besondere Abend einen schönen Ausklang.
Eva Ehrlich, Celeste Schuler, Generalkonsulin Carmela Shamir, Rabbiner Tom Kučera
Stadtdekan Bernhard Liess, Andreas Renz, Eva Ehrlich, Rabbiner Tom Kučera, Celeste Schuler, Barbara Kittelberger, Jan Mühlstein
Eva Ehrlich, Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Celeste Schuler, Rabbiner Tom Kučera
Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle, Rabbiner Tom Kučera