Know your Neighbours - Projektstart für Eu-Synagogenführungen durch liberale Gemeinden

Geschrieben am 13.05.2023
von Dr. Ruth Zeifert






Vor knapp einem Jahr fand in Amsterdam das Kick-off-Meeting des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts von Synagogenführungen statt. Damit ist der Startschuss gelegt für ein landesübergreifendes Konzept besonderer Art. Nicht die Vermittlung religiösen Wissens soll im Fokus stehen, sondern der persönliche Austausch, das Kennenlernen. Das Zielpublikum sind 13 bis 21 jährige Jugendliche und junge Erwachsene der Real-, Mittel- und Berufsschulen. Momentan werden Synagogenführungen für diese Altersgruppe meist lediglich für Gymnasien angeboten.

Seit Herbst 2022 finden in der Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom erste Pilot-Synagogenführungen im Rahmen des Projekts in München statt. Die erste Führung, die vollständig nach dem EU-Konzept sein wird, ist Ende April mit einer Ethikklasse der Mittelschule an der Schleißheimer Straße 275. Geplant ist, etwa 30 Klassen in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren auf diese Weise in die Münchner liberale Gemeinde einzuladen.

Zeitgleich steht Beth Shalom in einem engen Austausch mit den acht anderen liberalen jüdischen Gemeinden des Projekts. Sie alle sind Teil der Europäischen Union progressiver Juden (EUpJ). Obschon Deutschland durchaus eine liberale Tradition im Judentum hat, ist das progressive Judentum weniger bekannt. Dabei gibt es allein in Deutschland 25 liberale Gemeinden unter dem Dachverband der UpJ (Union progressiver Juden). Das Progressive beinhaltet beispielsweise die Gleichstellung von Frau und Mann innerhalb der Religion, wie auch liturgische Anpassungen der Tradition an die Moderne. Aber das sollen die Schülerinnen und Schüler vor Ort erkunden.

Beteiligt sind die liberalen Gemeinden in Amsterdam (Niederlande), Brüssel (Belgien), Lion (Frankreich), Rom (Italien), Unna (Deutschland), München (Deutschland) und Wien (Österreich). Bei den landesübergreifenden Projekttreffen wird beispielsweise diskutiert, wie man darauf reagiert, wenn Jüdinnen und Juden eigentlich nur als orthodox wahrgenommen werden oder auch darüber, welche Süßigkeit als ‚typisch jüdische‘ vor Ort gereicht werden könnte.

Dass es solch typisch jüdische Speisen gibt, erklärte Chantal Suissa aus Amsterdam. Suissa hat das preisgekrönte Konzept mit Kolleginnen und Kollegen für die liberale jüdische Gemeinde Amsterdam entwickelt, durch das tausende Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren den Austausch wagten. Suissa berichtet, zum Schluss der Führung immer einen ‚Boterkoek‘ zu reichen. Jeder assoziiere damit etwas Positives und so sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Führung nach Hause kommen: mit einer guten Erinnerung an eine offene und gesprächsbereite Begegnung mit Jüdinnen und Juden aus der Nachbarschaft.

Mehr über das Projekt können Sie hier erfahren:

https://www.neighbours-europe.org/contact

https://eupj.org/getting-to-know-your-neighbours-in-amsterdam/